Wie Sie das Gedankenkarussell stoppen, bevor es Sie ausbremst

Kennen Sie das? Sie liegen im Bett, der Tag ist vorbei – doch Ihr Kopf dreht sich weiter. Gedanken kreisen, Szenarien spielen sich ab, Sorgen wiederholen sich in Dauerschleife. Willkommen im Gedankenkarussell! Manchmal wird dieser Film auch mitten in der Nacht oder am frühen Morgen gezeigt. An Wiedereinschlafen ist nicht zu denken! Und bei einigen von uns findet so eine Vorstellung auch statt, wenn wir versuchen, uns auf die Arbeit, den Sport oder andere wichtige Dinge zu konzentrieren.

Das Problem ist: wenn wir das Gedankenkarussell nicht stoppen, programmieren wir uns immer mehr auf diese Katastrophen-Szenarien.

Was ist ein Gedankenkarussell?

Beim Gedankenkarussell beschäftigen wir uns immer wieder mit bestimmten Katastrophen-Szenarien. Diese Grübeleien kosten Energie und rauben uns den Schlaf. Auch gibt es nie eine Lösung.

Typische Anzeichen:

  • Sie denken dieselben Dinge immer wieder durch.
  • Es fällt Ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen.
  • Sie fühlen sich völlig hilflos.

Warum unser Gehirn auf Katastrophen steht – ein Blick ins Steinzeitgehirn

Dafür lohnt sich ein kurzer Blick in die Neurobiologie unseres Gehirns. Denn das ständige Grübeln und Sorgenmachen ist kein persönliches Versagen – es ist ein uralter Überlebensmechanismus.

Unser Gehirn ist noch immer so aufgebaut wie das eines Steinzeitmenschen. Damals war es überlebenswichtig, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen – wie zum Beispiel ein Raubtier im Gebüsch oder eine bedrohliche Veränderung in der Gruppe. Wer mögliche Katastrophen voraussah, hatte bessere Überlebenschancen.

Was bedeutet das heute?

Unser „innerer Alarm“ springt noch immer bei ungewissen Situationen, Konflikten oder Veränderungen an – auch wenn es heute nicht mehr um Leben und Tod geht. Das Problem:

In unseren modernen „Gefahrensituationen“ brauchen wir dringend unseren Verstand. Der steht uns im Stressmodus aber nicht zur Verfügung.
Außerdem unterscheidet unser Gehirn nicht zwischen echter Gefahr und bloßem Gedanken.
Sobald wir uns etwas Bedrohliches vorstellen, reagiert das Nervensystem mit der Stressreaktion– Adrenalin, Cortisol, Herzklopfen. Und einem Verstand, der blockiert ist und in dem Moment garantiert keine Lösung findet.

💭 Gedanken werden zur Realität – zumindest für unser Nervensystem.

Deshalb fällt es uns so schwer, „einfach loszulassen“. Das Gehirn glaubt, es würde uns damit beschützen. Leider läuft dabei oft ein Katastrophenfilm, der uns lähmt statt hilft.

Wie Glaubenssätze unser Gedankenkarussell antreiben

Es gibt noch eine weitere Ebene, die unser Gedankenkarussell unbewußt steuert: unsere Glaubenssätze.

Glaubenssätze sind tief verankerte Überzeugungen über uns selbst, andere Menschen oder das Leben. Sie entstehen sehr oft in der Kindheit, durch Erfahrungen, Erziehung oder prägende Ereignisse – und wirken im Alltag wie eine unsichtbare Brille, durch die wir die Welt betrachten.

Beispiel für Glaubenssätze, die verhindern, dass wir unser Gedankenkarussell stoppen:

„Ich bin nicht gut genug“

„Immer, wenn man sich freut, kriegt man einen auf den Deckel“

„Ich darf keine Fehler machen“

usw.

Diese inneren Überzeugungen laufen automatisch im Hintergrund ab – und sorgen dafür, dass wir uns infrage stellen oder stundenlang Zukunftsszenarien durchgrübeln.

So ein Gedankenkarussell lässt sich besonders schlecht stoppen, wenn es durch alte Überzeugungen angetrieben wird.

Aber es gibt Strategien, mit denen wir dieses Kopfkino stoppen können.

Kopfkino aus: Gedankenkarussell stoppen mit 2 Strategien

Manchmal müssen wir nur den inneren Film oder das innere Bild ändern, das wir vor Augen haben. Und oft hilft es auch, die Stimme des Kinomoderators zu ändern, der das alles kommentiert.

Eine Situation, in der wir uns handlungsfähig und stark gefühlt haben, fest in uns zu verankern, kann auch das Gedankenkarussell stoppen.

Strategie 1: Ändern Sie Ihren inneren Film 

Wie sieht der innere Film aus, den Sie erleben, wenn sich Ihr Gedankenkarussell dreht?

Groß, bewegt, in grellen Farben? Vermutlich sind Sie mittendrin und spielen auch noch mit.

Nun steigen Sie als erstes aus dem Film aus und werden zum Fernsehzuschauer. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Fernbedienung in der Hand und können den Film in schwarz-weiß ansehen, das Bild weiter weg bewegen und dem Ganzen noch einen Rahmen geben. Sie können den Film auch rückwärts laufen lassen. 

Probieren Sie aus, was das Gedankenkarussell wirkungsloser macht.

Und nun geben Sie dem Moderator, der den Film kommentiert, eine andere Stimme.

Das kann Mickey Maus sein oder auch Pumuckl. Sie können die Geschwindigkeit der Stimme auch verlangsamen oder ganz schnell werden lassen.

Achten Sie bei all dem darauf, wie es Ihnen bei diesem Kopfkino inzwischen geht.

Strategie 2: Anker setzen für innere Ruhe und Gelassenheit

Was wünschen Sie sich für Eigenschaften, um Ihr Gedankenkarussell zu stoppen?

Gelassenheit, Zuversicht, Loslassenkönnen?

Bedienen Sie sich Ihrer eigenen Kraft, die Sie haben. Auf die Sie nur noch nicht gut zugreifen können.

1. Erinnern Sie sich an einen Moment, in dem Sie diese Eigenschaft hatten. Ein Augenblick, in dem Sie ruhig, gelassen und sicher waren. Oder was auch immer Sie sich für jetzt wünschen.

2. Tauchen Sie ganz tief in diese Erinnerung ein, mit allen Sinnen. Was sehen Sie? Was gibt es zu hören? Vielleicht war da ein typischer Geruch oder Geschmack auf der Zunge? Wo fühlt sich diese Erinnerung besonders gut im Körper an? Um dieses gute Gefühl zu verstärken, überkreuzen Sie nun Ihre Arme vor der Brust und klopfen Sie abwechselnd langsam auf Ihre Schultern. 

3. In dem Moment, in dem dieses gute Gefühl am stärksten ist, drücken Sie zwei Finger zusammen. Oder Sie fassen mit zwei Fingern an Ihr Ohrläppchen. Was auch immer Sie als „Anker“ wählen: es sollte gut zu merken und unverwechselbar sein. 

4. Wiederholen Sie diese Übung so oft es geht. Je häufiger Sie das tun, desto stärker wird die Wirkung des Ankers.

In dem Moment, in dem Ihr Gedankenkarussell wieder nicht zu stoppen ist, setzen Sie den Anker. Je häufiger Sie vorher diese Übung gemacht haben, desto effektiver ist ihre Wirkung jetzt.

 

Das Gedankenkarussell zu stoppen ist möglich – mit diesen und anderen Techniken

Sie sind auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten, Ihr Kopfkino zu ändern?

In meinen Coachings gehen wir der Ursache des Gedankenkarussells gezielt auf den Grund – und lösen ihre Wirkung auf.

Schreiben Sie mir gerne über das Kontaktformular oder vereinbaren Sie ein kostenloses Kennenlern-Gespräch.