Wie kann sich transgenerationaler Stress äußern?

Zum Thema „transgenerationaler Stress“ ein Beispiel aus meiner Coaching-Praxis:

Frau Schön kam zum Coaching mit einem Thema, das sie immer wieder in der einen oder anderen Form hatte: ihre Existenzangst. Die hatte in der Vergangenheit dazu geführt, dass sie zusätzlich zu ihrem kleinen, recht gut laufenden Unternehmen einen Zusatzjob auf 450 Euro-Basis angenommen hatte. Und obwohl sie diese Arbeit als langweilig und nervenzehrend empfand, wagte sie nicht zu kündigen. Sie sah sich im Geiste schon auf der Straße- nur mit ihrem Hund und einem Koffer.

Obwohl sie schon einige Teilerfolge verbuchen konnte, blieb die Existenzangst als Muster übrig. Wir beschäftigten uns daraufhin mit ihrem Familienstammbaum und stellten fest, dass sie auf ihrer mütterlichen Seite viel von dieser Existenzangst wiederfand. Als wingwave-Coach hilft mir der Myostatiktest, herauszufinden, an welchem Punkt ich ansetzen muss, um optimale Ergebnisse zu erzielen. So auch in diesem Fall: wir erforschten gemeinsam, wessen Existenzangst meine Klientin am meisten blockierte (https://wingwave.com/coaching/methodenelemente/myostatiktest.html). Am Ende war es die Urgroßmutter mütterlicherseits, mit deren Leben sich meine Klientin nun emotional auseinandersetzte. Neben der Panik und der Hilflosigkeit nahm sie vor allem die Kälte im Leben dieser Frau wahr. Obwohl wir uns in einem gut beheizten Raum befanden, fror sie am ganzen Leib. Mithilfe der wingwave-Intervention war dies bald behoben. Auf die anschließende Frage nach ihrer Existenzangst schaute sie mich fast ein wenig überrascht an und sagte: „Das betrifft mich nicht.“

Tatsächlich ließen die Veränderungen nicht lange auf sich warten.

Wenig später kündigte sie den 450-Euro-Job. Sie hatte nun mehr Zeit für ihre selbstständige Tätigkeit und fühlte sich durch die neu gewonnene Gelassenheit viel kreativer. Das zeigte sich auch in ihren Umsatzzahlen.

Das liest sich beinahe wie ein Märchen, tatsächlich erlebe ich solche Veränderungen nach Coachings mit dem Ahnensystem immer wieder. Transgenerationaler Stress wirkt in vielen Bereichen des Lebens wie eine Erfolgsbremse. Gelingt es, diesen Stress aufzulösen, werden schlummernde Ressourcen freigesetzt, die den Weg zum Ziel deutlich erleichtern.

 

Wie ist es möglich, dass Erlebnisse unserer Vorfahren uns in unserem Fühlen und Denken beeinflussen?

 

Nicht nur unsere Herkunftsfamilien prägen uns, sondern auch Familienmitglieder vorangegangener Generationen. Die Muster, die wir von ihnen übernehmen, sind meist unbewusst und steuern unser Denken und Handeln auf einer tiefliegenden Ebene. Hatte z.B. der Großvater oder die Urgroßmutter ein traumatisches Erlebnis, kann das in einem bestimmten Kontext Folgen für unser Fühlen und Handeln haben.

Mehrere Mechanismen können dieses Phänomen erklären.

Zum einen lernen wir natürlich in unserer Kindheit von unseren Eltern auf intuitiver Ebene- wir nehmen sie im wahrsten Sinne zum Vorbild. Das gleiche haben sie in ihrer Kindheit getan. So können bestimmte Verhaltensmuster wie ein Staffelstab von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Zum anderen trägt die Aktivität der Spiegelneurone zu Prägungen bei, und damit auch zur Entstehung von transgenerationalem Stress. Hierzu ein Beispiel: Ein Familienvater hat als Kind die Bombenangriffe auf seine Stadt im 2. Weltkrieg erlebt. Darüber hat er nie mit seinen Kindern gesprochen. Später wird er sowohl bei Gewitter als auch beim Silvester-Feuerwerk an diese traumatischen Erlebnisse erinnert. Über die Aktivität der Spiegelneurone kann sich seine Angst und seine Panik auf die Kinder übertragen. Diese Gefühle sind für sie nicht erklärbar. Und das macht sie umso unheimlicher.

Transgenerationaler Stress wird auch auf epigenetischem Wege weitergegeben. Die Epigenetik ist die Wissenschaft der  Genregulation, d.h. die Reaktion der Genaktivität auf die Umwelt. Dies können die Ernährung, Medikamente, der Lebenswandel oder psychischer Stress sein. Und dieser Stress kann vererbt werden. Tatsächlich kann die Hungersnot, die eine Großmutter überlebt hat, dafür sorgen, dass das Enkelkind ein eher guter „Futterverwerter“ wird(F. Ahmed, Tales of Adversity, Nature 2010, vol. 468, p. S20 (Link)). Auch andere traumatische Erlebnisse können Nachkommen „übernehmen“, ohne dass der Betreffende weiß, was seinem Ahnen zugestoßen ist. Wissenschaftlich bewiesen ist das bislang nur im Pflanzen- und Tierreich: Beispielsweise Angst vor Kirschblütenduft bei Mäusen wird drei Generationen später noch wahrgenommen(Quelle: Dias BG, Ressler KJ.Parental olfactory experience influences behavior and neural structure in subsequent generations. Nature Neuroscience, Epub 01.12.2013).

 Was bedeutet das für die Praxis?

Auch wenn der wissenschaftliche Nachweis aufgrund der Komplexität zur Zeit schwer zu erbringen ist, erlebe ich doch im Coaching-Alltag ziemlich konkrete Blockaden, die von einem Ahnen übernommen wurden. Im Anschluss an die Intervention wird diese Blockade als fremd und nicht zum Klienten gehörig empfunden.

 

Natürlich übernehmen wir auch positive Eigenschaften von unseren Ahnen. Oft wird gesagt: „Sie hat die Willensstärke ihrer Großmutter geerbt“ oder „Er hat den Humor seines Großvaters“. Diese positiven Eigenschaften lassen sich im Coaching gezielt nutzen, um den Klienten optimal an sein Ziel zu begleiten.